Die Bundesrepublik Deutschland in der polnischen Politik
The Federal Republic of Germany in Polish Politics

Summary/Abstract: Obwohl in der polnischen Öffentlichkeit die sogenannte Deutsche Frage unter den dringenden Problemen der Gegenwart an erster Stelle rangierte, sah es lange Zeit danach aus, als ob die polnische Politik nur eine Funktion der sowjetischen Deutschlandpolitik sei. Diese Abhängigkeit von Moskau und Ost-Berlin begünstigte die Unbeweglichkeit Warschaus, durch die die polnische Politik dazu gezwungen wurde, auf der internationalen Bühne nicht zu agieren, sondern nur noch zu reagieren. Polen ist jedoch. auf Grund seiner geographischen Lage zwischen der Sowjetunion und Deutschland darauf angewiesen, international initiativ zu wirken, mit "kleinen Schritten" und Vorschlägen den günstigen status quo in Osteuropa zu erhalten. Nach der Bildung der Großen Koalition in Bonn und nach der sowjetischen Intervention in der Tschechoslowakei, an der sich Polen beteiligte, änderte sich die starre Deutschlandpolitik Warschaus. Einen neuen Anfang bildete die bekannte Wahlrede Gomulkas vom 17. Mai 1969, obwohl sie nur offiziell den Weg zu einer merklichen Klimaverbesserung in den Beziehungen zwischen Warschau und Bonn ebnete. In der polnischen Presse erschienen auf einmal Artikel und Kommentare, die die innenpolitische und internationale Entwicklung der Bundesrepublik differenzierter und objektiver als bisher darstellten. Die folgende Auswahl polnischer Stimmen beginnt mit einer Konferenz der Chefredakteure und Deutschlandkenner der wichtigsten polnischen Zeitungen und Zeitschriften. Sie fand vor der Rede Gomulkas statt und bedeutete eine Art Bestandsaufnahme zur polnischen Sicht der deutschen Frage. Die Diskussionsbeiträge wurden allerdings erst nach dem 17. Mai 1969 veröffentlicht. An der Konferenz nahmen teil: Zbigniew Czajkowski ("Życie i Myśl“), Daniel Luliński ("Trybuna Ludu"), Ryszard Markiewicz ("Sprawy Międzynarodowe"), Janusz Stefanowicz („Słowo Powszechne“), Ryszard Wojna ("Życie Warszawy"), Zbigniew Lesiewski („Kierunki") und Maciej Wrzeszcz ("Kierunki"). Die Dokumentation endet mit der Rede Gomulkas anläßlich seines Treffens mit dem bulgarischen Ministerpräsidenten Todor Shivkov in Warschau.

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