Zum Begriff des Patriziats bei den Kronstädter Sachsen in der Frühen Neuzeit
On the concept of the patriciate among the Kronstadt Saxons in the early modern period

Summary/Abstract: Der Begriff Patriziat wird ziemlich oft für die einflussreiche Führungsschicht der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen sächsischen Städte Siebenbürgens verwendet. Als Erster schrieb Balázs Orbán (1829-1890) im Jahre 1873 über sie auf Ungarisch in seiner Monographie des Szeklerlandes. In seinem abschließenden Band über die Geschichte des Burzenlandes (des Kronstädter Distrikts) unterscheidet er zwischen vier Gesellschaftsgruppen unter den Einwohnern von Kronstadt: Patrizier, Pfarrer, Händler und gewerbetreibendes Bürgertum. Über die Patrizier schrieb er kritisch, sie täuschten die demokratische Verfassung der Stadt nur vor und konzentrierten alle Macht auf sich, ohne Rücksicht auf andere Ethnien. Die Familien aus dieser Gruppe seien eng verflochten, würden sich gegenseitig unterstützen und einander auf diese Weise die Inhabe öffentlicher Stellen über längere Zeit sichern1. Obwohl der Begriff Patriziat heute noch mit dieser Auffassung verbunden wird, wurde nie grundsätzlich geklärt, in welcher Bedeutung dieser zu nutzen ist und welche einflussreichen Familien im Spätmittelalter und in der Frühneuzeit tatsächlich zu den Patriziern gehörten. In diesem Beitrag wird die Frage aus der Sicht der Kronstädter Sachsen untersucht. Ziel ist es, die bisherigen Erkenntnisse zusammenzufassen beziehungsweise einen Vergleich der Eliten von Kronstadt aus dem Spätmittelalter und mit denen der Frühen Neuzeit zu ermöglichen. Die vergleichende Analyse kann aufzeigen, ob es Familien mittelalterlicher Amtsträger gab, die ihre Macht über Jahrhunderte bis in die Frühe Neuzeit behalten konnten, und welche erst später in diese Gruppe aufgestiegen sind. Schließlich wird der Frage nachgegangen, ob die politische Elite vollumfänglich zu den Patriziern zu zählen ist oder nur einige ihrer Angehörigen.

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