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Goethes und Valérys »Faust«. Versuch, ein komparatistisches Problem mit der Hermeneutik von Frage und Antwort zu lösen
Goethes und Valérys »Faust«. Versuch, ein komparatistisches Problem mit der Hermeneutik von Frage und Antwort zu lösen

Author(s): Hans Robert Jauss
Subject(s): Literary Texts
Published by: Hrvatsko filološko društvo

Summary/Abstract: Comparaison n'est pas raison: auf den Vergleich allein läßt sich keine selbständige Methode begründen. Auch heute noch trifft keine Kritik das naive Selbstverständnis der vergleichenden Literaturwissenschaft schärfer als es Etiembles ironische Formulierung tat. Wie kann eine Disziplin mit einem methodischen Verfahren Selbständigkeit für sich beanspruchen, das zur Alltagspraxis vieler wissenschaftlichen Tätigkeiten gehört? Der humanistische Gelehrte, der Parallelen zwischen Antike und Modeme zog, der Historiker, der ein Ereignis der Vergangenheit aus mehreren Quellen rekonstruiert, der Linguist, der die Struktur einer Sprache kontrastivoder aus verschiedenen Sprachzuständen ermittelt, der Jurist, der einen Präzedenzfall heranzieht, um eine Rechtsfrage ru losen - alle arbeiten bisweilen vergleichend, ohne darin ein letztgültiges methodologisches Prinzip zu sehen. Nur der professionelle Komparatist scheint vergessen zu haben, daß zur methodischen Anwendung des Vergleichs noch etwas mehr gehört als das bloße Vergleichen. Denn auch die am feinsten ausgebildete Praxis des Vergleichens sagt uns weder, was in den Vergleich eingehen soll und was nicht, noch zu welchem Ende. Die Relevanz und damit die Auswahl des Vergleichs kann dem Verglichenen selbst nicht geradezu entnommen werden; auch wenn Bedeutung am Ende scheinbar von selbst 'herausspringt', setzt sie doch hermeneutisch einen - oft uneingestandenen - Vorgriff voraus.

  • Issue Year: 1977
  • Issue No: 0
  • Page Range: 53-81
  • Page Count: 29
  • Language: German