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Saatuste tahvel ja taevakirjad
The Tablet of Fate and the Heavenly Writings

Author(s): Liina Ootsing-Lüecke
Subject(s): Christian Theology and Religion
Published by: Akadeemiline Teoloogia Selts
Keywords: Ancient Near-East Studies

Summary/Abstract: Schicksalstafel und Himmelsschriften. Die Phänomene „Tafel” und „Buch” galten in den alten Schreibkulturen des Nahen Ostens oft als Mittel zur Beschreibung und Bestimmung der Weltordnung. In der sumerischen und akkadischen Mythologie werden unterschiedliche „Tafeln” und „Schriften” erwähnt, von denen die Interessanteste und Geheimnisvollste die „Schicksalstafel der großen Götter” ist. Die Schicksalstafel, die die Ordnung und das Schicksal der Welt festhielt, gehörte zum Besitztum großer Götter wie Enki und Enlil. Im Zuge von Machtaneignungen wurde die Schicksalstafel innerhalb der Götterwelt auch geraubt. In der israelitischen Überlieferung stellt das Phänomen „Tafel” einen Berührungspunkt von menschlicher und göttlicher Sphäre dar. Moses bekam göttliche Instruktionen zur Ordnung der Menschenwelt in schriftlicher Form. Die Ladeerzählung in 1 Sam 4–6 ähnelt akkadischen Mythen, in denen die Schicksalstafel von einem Dämon oder göttlichen Wesen wie Anzu geraubt, wieder zurückerobert und schließlich in „würdige Hände” gegeben wurde. Auch die Philister gaben die entwendete Lade den Israeliten zurück, weil sie keine Verwendung für ihre Beute und sogar Angst vor dem fremden Gegenstand hatten. In der Bibel und in den außerkanonischen apokalyptischen Büchern schreiben auserwählte Männer oft nach den Vorgaben Gottes ihre Visionen auf, damit Menschen sie lesen und studieren können. Ein ähnliches Phänomen findet man in der akkadischen Erzählung über den König Enmeduranna, der von Göttern in den Himmel gerufen wurde und später den Menschen den Inhalt der „Göttertafeln” vermittelte. In israelitischen Quellen sind „Bücher” im Kontext der Schicksalsbestimmung häufiger erwähnt als die „Tafel” und beinhalten je nach moralischer Haltung der Menschen entweder „gute” oder „böse Listen”. In apokalyptischen Szenen der Endzeit werden oft „Bücher geöffnet”, um Geheimnisse über den Lauf der Welt zu offenbaren. Einige Bücher werden erst in der Endzeit einem begrenzten Kreis Auserwählter zugänglich, wie auch die mesopotamische Schicksalstafel und die anderen göttlichen Tafeln nur für wenige Privilegierte verständlich waren. In der jüdischen Apokalyptik (4Esra 6:20) liest man auch, dass der Inhalt einiger Bücher beim Endgericht „allen” zugänglich gemacht wird, damit jeder Sterbliche sie lesen könne.

  • Issue Year: 2009
  • Issue No: 2 (59)
  • Page Range: 64-92
  • Page Count: 29
  • Language: Estonian
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