Die Rückkehr des Antisemitismus - Schuldzuweisung im postideologischen Europa
The Return of Antismetism - Whom to Blame in the post-ideological Europe?
Author(s): Richard WagnerSubject(s): Cultural Essay, Political Essay, Societal Essay
Published by: Kühl Verlagskommanditgesellschaft
Summary/Abstract: The fact that anti-Semitism is nurtured by the aggravation of the Middle-East conflict seems as controversial as the question whether it reappears in its old or in a new garment. The pattern of thought of blaming the alien chracterizes the history of Europe including the Central and Eastern European Countries. Jews are being blamed likewise for Capitalism or Communism. Particular patterns even survived the holocaust and the cold-war-period and return nowadays as a kind of rambling anti-Semitism focussing on Israel and the United States. The apparently hopeless situation in Middle East makes it necessary to get granular on the political circumstances. One perception shows the Israeli policy towards the Palestinians as an unilateral act of injustice, another one finds anti-Jewish archetypes embedded in such critical approach to the Policy of Israel. Hermann Kuhn, president of the German-Israeli Association in Bremen, in his theses refers to such images and patterns of historical perceptions and arguments and discovers a radical change in the European perspective regarding Israel. Those changes, following his argument, do not aim at a deligitmization of the state of Israel, but at a changing attitude towards the holocaust. ----------------------------------------------- Dass sich der Antisemitismus aus der Verschärfung des Nahost-Konfliktes speist, ist ebenso umstritten wie die Frage, ob er im alten oder im neuen Gewand auftritt. Die Denkfigur der Beschuldigung des Fremden, so RICHARD WAGNER, zieht sich durch die europäische Geschichte, auch durch die der mittel- und osteuropäischen Staaten. Kapitalismus und Kommunismus werden zum Beispiel gleichermaßen mit den Juden in Verbindung gebracht. Gewisse Denkschemata haben sogar den Holocaust und den Kalten Krieg überlebt und kehren in einem vagabundierenden Antisemitismus zurück – bei dem Israel und die USA im Zentrum stehen. Die ausweglos scheinende Situation im Nahen Osten macht es erforderlich, die Verhältnisse von allen Seiten unter die Lupe zu nehmen. Ein Wahrnehmung ist, dass Israel sich mit seiner Politik gegenüber den Palästinensern einseitig ins Unrecht setzt, eine andere, dass in der Kritik an der israelischen Politik antijüdische Muster mitschwingen. Die Thesen von HERMANN KUHN, Vorsitzender der Deutsch- Israelischen Gesellschaft in Bremen, beziehen sich auf solche Geschichtsbilder und Argumentationsfiguren und gehen von einem dramatisch sich verändernden Blickwinkel Europas auf Israel aus. Veränderte politische Haltungen in Europa zielen danach nicht nur auf eine Delegitimierung des Staates Israel ab, sondern auch auf eine sich verändernde Haltung zum Holocaust.
Journal: Die Kommune - Forum für Politik Ökonomie Kultur
- Issue Year: 2004
- Issue No: 03
- Page Range: 12-14
- Page Count: 3
- Language: German