Heinrich Bölls „Irisches Tagebuch“, heute gesehen
Heinrich Boll's "Irish Diary", now viewed
Author(s): Gabriele HaefsSubject(s): Literary Texts
Published by: Eve-Marie Kallen
Summary/Abstract: Bölls „Irisches Tagebuch“ ist nicht der erste, aber zweifellos der einflußreichste deutsche Bericht über Irland. Ein Vergleich mit dem ersten ausführlichen Irlandbericht in deutscher Sprache, dem von Fürst Pückler, mit Bölls Tagebuch ist reizvoll, beide erleben ein von den Krankheiten der Zivilisation scheinbar unberührtes Land, interessieren sich wenig für dessen Geschichte oder für die Gründe der pittoresken Armut, und finden alles positiv – wenngleich der Fürst wenigstens noch ab und zu den Versuch macht, die irische Geschichte heranzuziehen. Reiseberichte, deren Erscheinungsdatum zwischen dem Erscheinen von Fürst Pücklers Bericht und dem von Heinrich Bölls „Irischem Tagebuch“ liegt, verfolgen die im Zusammenhang mit Fürst Pückler skizzierte Linie: Die Iren (in den meisten Fällen handelt es sich um „den Iren“, Irinnen spielen nur Statistinnenrollen) werden dargestellt als arm, aber in allem Unglück nicht Humor und Würde verlierend; sie leben zwar nicht mehr in idealen Lebensbedingungen, haben aber genügend Charakterzüge des Edlen Wilden behalten, um diesen Mangel auszugleichen und um Rückschlüsse auf das Land zuzulassen: Ein Land, in dem so vorzügliche Eingeborene leben, muß selber auch vorzüglich sein.
Journal: Anachronia
- Issue Year: 2012
- Issue No: 11
- Page Range: 32-37
- Page Count: 6
- Language: German
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