Gebein unter Stein
Gebein unter Stein

Summary/Abstract: Dieses Theaterstück — angeregt von Branko Brezovac und geschrieben sowohl in Zusammenarbeit mit ihm und als auch mit dem Historiker Ivo Banac—hat das in epischer Breite verlaufene Leben des Josip Broz Tito zum Thema, es umfasst den Zeitraum von 1920 bis zu seinem Tod und darüber hinaus bis zum Zerfall der ehemaligen Staatsgemeinschaft, also post mortem. Wenn Philosophie das Wesen einer Zeit in Begriffe zu setzen sucht, versuchen Theater und Drama das Wesen einer Epoche in Bildern zu begreifen: in einem Strom von Bildern, die — was immer an Gutem oder Bösem wir über sie denken mögen—auch unser heutiges Leben bestimmen. Dieses Stück handelt vom aufhaltsamen Aufstieg eines »Lehrbuben « vom Rand der Ränder der Monarchie, eines »normalerweise« also jede realer sozialen Chance beschnittenen jungen Mannes, zu einem — unter welchem Vorzeichen auch immer—weltgeschichtlich bedeutenden Phänomen; es ist ein Stück, das, ohne ein irgend geartetes öffentliches Tribunal der Geschichte sein zu wollen, den Preis nennt, der für diesen Aufstieg bezahlt wurde. Es versucht zu unterscheiden, was in diesem epischen Strom schicksalhafte Fügungen sind, was an Vorzügen in der Persönlichkeit des Josip Broz angelegt und was dem Zeitgeist des 20. Jahrhunderts zuzurechnen ist, dieser zu Recht als widersprüchlich und unglücklich bezeichneten »Epoche der Extreme«; was seine Widersprüche sind und was die seiner Zeit, denen er vielleicht auch nicht entkommen konnte. Wenn Zeiten des Glücks, wie Hegel meinte, die leeren Blätter in der Geschichte der Menschheit sind, dann ist dieses 20. Jahrhundert ein dicht beschriebener Katalog einer Epoche des Unglücks, aber auch der Hoffnung.[...]

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