„Es ist mehr von einem selbst darin, als man sonst zu sagen wagt“. Josef Mühlberger über Franz Kafka
„Es ist mehr von einem selbst darin, als man sonst zu sagen wagt“. Josef Mühlberger über Franz Kafka
Author(s): Hans Dieter ZimmermannSubject(s): Language studies
Published by: AV ČR - Akademie věd České republiky - Slovanský ústav and Euroslavica
Summary/Abstract: Josef MÜHLBERGER war der einzige deutschsprachige Dichter aus den böhmischen Randgebieten, der in freundschaftlichem Kontakt zu den Prager deutschsprachigen jüdischen Schriftstellern stand, vor allem zu Max BROD; 140 Briefe BRODs an MÜHLBERGER liegen im Nachlass. Schon früh erfasste MÜHLBERGER die Größe Franz KAFKAS. 1928 mit 25 Jahren schrieb er seinen ersten Aufsatz über KAFKA in der von ihm und Johannes STAUDA herausgegebenen Zeitschrift ‘Witiko’, die eine Vermittlung zwischen Deutschen, Juden und Tschechen erstrebte; 1930 nach drei Jahren musste sie wegen des wachsenden Nationalismus und Antisemitismus der Böhmendeutschen eingestellt werden. 1951 hielt MÜHLBERGER in vielen Städten Westdeutschland in überfüllten Sälen einen Vortrag über KAFKA, in dem er die Einsicht in die eigene Schuld als wichtiges Thema des ‘Proceß’-Romans herausstellte, wohl in Anspielung auf die mangelnde Einsicht seiner Zuhörer in ihre eigene Schuld in Krieg und Nazizeit. Spätere Deutungen, vor allem die von 1960 und 1968, stellen stärker den bürokratischen Apparat im ‘Schloß’- und ‘Proceß’-Roman in den Vordergrund: die Welt ist finster und ein Labyrinth. Er findet bei KAFKA eine Nähe zur Gnosis und trifft darin mit Deutungen Gershom SCHOLEMS zusammen. In einem anrührenden, bisher unveröffentlichten Bericht aus dem Jahre 1978 erzählt er, wie an entscheidenden Stationen seines Lebensweges ihm immer wieder KAFKA begegnete.
Journal: Germanoslavica
- Issue Year: XX/2009
- Issue No: 1
- Page Range: 69-79
- Page Count: 12
- Language: German
- Content File-PDF