Europa am Ende des Jahrhunderts
Europa am Ende des Jahrhunderts

Summary/Abstract: Das Europa der Nachkriegszeit wurde auf der Grundlage von Mythen und Vergessen errichtet. Wie immer man dies bewerten, will, das Ergebnis ist zumindest in Westeuropa durchaus beeindruckend. E:s war nicht das erste Unterfangen kollektiver Selbstschöpfung: Die Verträge, die den Reformationskriegen, dem Dreißigjährigen Krieg und den Napoleonischen Kriegen ein Ende bereiteten, beruhten sämtlich auf dem vergleichsweise ehrgeizigen Versuch, die Vergangenheit beiseite zu schieben. In gewissem Maße gelang das auch, und die Folgen reichen bis in die Gegenwart. Aus Gründen, die mit dem eigentümlichen Charakter der Geschichte des 20. Jahrhunderts zusammenhängen, hat sich die Ordnung, die 1945 geschaffen wurde, jedoch als besonders illusorisch herausgestellt - ein Umstand, der in Osteuropa bereits zu Beginn der achtziger Jahre erkennbar war und durch 1989 und seine Folgen für jedermann deutlich wurde. Der vorliegende Essay unternimmt den Versuch, die nun hinter uns liegende Epoche der Nachkriegszeit in ihrem historischen Kontext zu verstehen, und skizziert, welches Selbstverständnis Europa heute am Eingang eines neuen, deutlich sich abhebenden Abschnitts seiner Geschichte entwickeln könnte.

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