Der Generationenvertrag und die Zukunft generativer Politiken
Der Generationenvertrag und die Zukunft generativer Politiken
Author(s): Hans-]oachim KondratowitzSubject(s): Welfare systems, Transformation Period (1990 - 2010)
Published by: Institut für die Wissenschaften vom Menschen
Keywords: Generationenvertrag; Bundesrepublik Deutschland; Sozialstaat
Summary/Abstract: Wenige Begriffe sind so sehr mit der Entstehungs- und Begründungsgeschichte des Sozialstaats der Bundesrepublik Deutschland verbunden gewesen wie der des Generationenvertrags. Ein Bewußtsein von der ideologischen Präsenz dieser Deutungsfigur hatte sich allerdings in den Jahren der sozialliberalen Koalition eher verflüchtigt. Der ursprünglich stark normative Gehalt des Terminus schien sich wohltuend reduziert zu haben auf die schlichte Kennzeichnung und die jeweiligen .Anpassungsleistungen eines bestimmten Verteilungsmechanismus, des sog. Umlageverfahrens, nach dem die jeweils »erwerbstätige Generation« mit: ihren Beiträgen, die gemäß einem bestimmten Prozentsatz des Arbeitseinkommens berechnet sind, die Rentenzahlungen an die gegenwärtig nicht mehr erwerbsaktive »Generation der Rentner« abgilt. Dieses Umlageverfahren ist in der Bundesrepublik zur Grundlage der epochalen Rentenreform von 1957 geworden und hat das bis dahin gültige, aber schon erheblich inflations-und weltkriegsgeschädigte Kapitaldeckungsverfahren in der Rentenversicherung abgelöst. Damit wurde eine »dynamische Rente« eingeführt, deren Höhe sich nicht nur aus dem individuellen versicherungspflichtigen Einkommen über das Erwerbsleben hinweg ergab, sondern auch eine regelmäßige Anpassung an die allgemeine Wohlstandsentwicklung einschloß. Diese Entscheidung, der Rente nun erstmalig die Funktion eines Lohnersatzes zuzuweisen, hat sie von dem vorherigen Makel befreit, nur ein knapp bemessenes Zubrot zu sein, das in jedem Fall zusätzliche Einkommensquellen nötig macht.
Journal: Transit
- Issue Year: 1996
- Issue No: 11
- Page Range: 025-043
- Page Count: 19
- Language: German