Im Ausland der Vorstädte
Im Ausland der Vorstädte
Author(s): Jacqueline HénardSubject(s): Criminology, Family and social welfare, Rural and urban sociology, Transformation Period (1990 - 2010), Migration Studies
Published by: Institut für die Wissenschaften vom Menschen
Keywords: Banlieu; Ghetto
Summary/Abstract: Banlieue heißt Vorstadt. Das Wort bezeichnet zunächst einmal alle Wohngebiete, die außerhalb der Stadtgrenzen liegen und dennoch zur Stadt gehören wie die Cousins zur Familie. Tatsächlich denkt kaum jemand etwa an Versailles, wenn in Paris von »den Vorstädten« die Rede ist. Gemeint sind immer die banlieues difficiles. Das sind Gegenden, die ein Durchschnittsfranzose nur aus dem Fernsehen kennt. Das Wort steht für eine Wirklichkeit, vor allem aber für die angsterfüllte Vorstellung von einer Gesellschaft, die ihre Zusammenhänge verliert. Das jüngste Regierungsprogramm zur Vorstadtpolitik, der pacte de la relance pour la ville vom Januar 1996, zählt eintausenddreihundert schwierige Viertel. Die Zahl ist kein absoluter Wert, nur der Schein eines genauen Überblicks und die erschreckende Bilanz einer langen Kette von Sondermaßnahmen zur Sanierung, Verschönerung, Wiedereingliederung, Arbeitsbeschaffung, Betriebsansiedlung, Ausbildung und Schularbeitenhilfe. In den nächsten drei Jahren, bis zu den nächsten Parlamentswahlen, soll sich nun ein wahres Füllhorn, fünfzehn Milliarden Francs, über die Siedlungen ergießen, bevorzugt über einen harten Kern von etwa 300 zones urbaines sensibles. Bislang ist es nur ein Hantieren mit großen Zahlen. In einer Zeit, da der Staatshaushalt mit wachsender Mühe im Gleichgewicht gehalten wird, stamrnt ein Großteil der Mittel aus Umschichtungen und Umbenennungen.
Journal: Transit
- Issue Year: 1996
- Issue No: 11
- Page Range: 044-055
- Page Count: 12
- Language: German