Generationenkonflikte und Sachdifferenzen
Generationenkonflikte und Sachdifferenzen
Author(s): Hilge LandweerSubject(s): Transformation Period (1990 - 2010)
Published by: Institut für die Wissenschaften vom Menschen
Keywords: Generationenkonflikte ; Feminismus; Judith Butler
Summary/Abstract: Überträgt man diese offenbar ironisch-kritisch gemeinte Schlicht-Version »des« Poststrukturalismus auf die neuesten feministischen Debatten um die Kategorie »Geschlecht«, so könnte man sagen: »:Es sieht aus wie eine Frau, es bewegt sich wie eine Frau, es spricht (und schweigt) wie eine Frau - es müßte also eine Frau sein; nur Judith Butler sagt: >Irrtum, es ist der Diskurs!<<< Aber mit solchen Verballhornungen wird man weder Judith Butler noch »dem« Poststrukturalismus gerecht - man will es auch gar nicht, wenn man so spricht. Es handelt sich hier um eine parodistische Polemik, die man - und darum soll es im folgenden gehen - als ein generationsbedingtes Befremden lesen könnte. Die derzeitigen Debatten und die Unterscheidung von »sex« als biologischem Geschlecht und »gender« als kulturellem Geschlecht sind viel stärker als andere feministische Auseinandersetzungen polarisiert und durch eine erstaunliche Bereitschaft gekennzeichnet, den Austausch von Argumenten durch das Aufdrücken von Etiketten zu ersetzen. Dabei spielt Judith Butlers Buch »Gender Trouble« (dt.: »Das Unbehagen der Geschlechter«) eine dominante Rolle. Butler zielt darauf, die sex/gender-Unterscheidung in gender aufzulösen: »sex« selbst erscheint als gender-Konstrukt, hervorgebracht durch Diskurse. Auch die Körperlichkeit ist demnach nichts, was Männer und Frauen materiell unterscheidet, sondern die Fiktion materieller Substanzen kommt erst durch den bedeutungskonstituierenden, diskursiv gesteuerten und steuernden Blick in die Welt.
Journal: Transit
- Issue Year: 1996
- Issue No: 11
- Page Range: 087-100
- Page Count: 14
- Language: German