Zwischen Staat und Gesellschaft
Zwischen Staat und Gesellschaft
Author(s): Dick HowardSubject(s): Transformation Period (1990 - 2010)
Published by: Institut für die Wissenschaften vom Menschen
Keywords: Sozialpolitik ; Frankreich; Staat; Gesellschaft
Summary/Abstract: Wie viele seiner Aphorismen enthielt auch Marx' Kennzeichnung der Franzosen als Verkörperung der politischen Nation schlechthin (die Wirtschaft ließ er den Engländern und die Philosophie den Deutschen) genug Wahrheit, um mehr als ein Jahrhundert lang gültig zu bleiben. Eine Konzeption von Politik, die auf der revolutionären Erfahrung von 1789 und der Vorstellung eines einheitlichen, internationalen Klassensubjekts beruht, ist spätestens seit 1989 obsolet geworden. Für die demokratischen Industriegesellschaften stellt sich die Aufgabe einer Neubestimmung des Politischen. Nirgends ist das Bedürfnis danach deutlicher als in Frankreich selbst. Das zeigen die Streiks, die das Land im November und Dezember 1995 mehr als drei Wochen lang lähmten und die Regierung zum Einlenken zwangen. Während die einen darin die Geburt einer »sozialen Bewegung« sahen, den Sieg der Gesellschaft über den Staat bejubelten oder den Wiederbeginn des Klassenkampfes entdeckten, behaupteten die anderen, die Franzosen hätten einmal mehr bewiesen, daß sie zu politischer Reform unfähig seien. Die Enthusiasten gehen von einem Politikverständnis des 19. Jahrhunderts aus, und die Pessimisten blicken voraus in ein globalisiertes 21. Jahrhundert. Vielleicht kann die Analyse der französischen Streiks denjenigen unter uns, die noch im 20. Jahrhundert leben, helfen, die politischen Optionen für das 21. Jahrhundert besser zu verstehen.
Journal: Transit
- Issue Year: 1996
- Issue No: 12
- Page Range: 171-184
- Page Count: 14
- Language: German