August von Kotzebue estofiilina
August von Kotzebue als Estophiler
Author(s): Otto-Heinrich EliasSubject(s): Literary Texts
Published by: SA Kultuurileht
Keywords: Literatur der Aufklärung; Geschichtsbild der Aufklärung; Estophilie; Voltaire; Bauernbefreiung; Französische Revolution
Summary/Abstract: Der theaterdichter, Journalist und Historiker august von Kotzebue (1761–1819) hat immer wieder für längere Zeit in estland gelebt, erst als Verwaltungsjurist in reval, dann als Privatmann und Gutsbesitzer auf dem land. Die Frage, wie er zu den esten, der Urbevölkerung des landes, und zu deren rechtlicher stellung stand, wurde bisher nur unvollkommen beantwortet. es war bekannt, dass er in der Operette „Die väterliche erwartung” zum ersten Mal estnische Bauern auf die Bühne gestellt und sie in ihrer Muttersprache hatte reden und singen lassen. Man wusste auch, dass er sich publizistisch mehrfach als sympathisant der Bauernbefreiung geäußert hatte. Man kann noch andere seiner dramatischen Werke mit den sozialen Verhältnissen in den russischen Ostseeprovinzen in Verbindung bringen, etwa das stück „Die negersklaven”, das zwar in der Karibik spielt, in vielen Details aber auf Garlieb Merkels standardwerk „Die letten” anspielt. Völlig unbeachtet blieb bisher, dass Kotzebue auf seine reise in das revolutionäre Frankreich von 1790/91 einen Diener mitnahm und dass er diesen jungen esten zur Hauptfigur des – leider nur teilweise veröffentlichten – satirischen Zeitromans „Der lange Hans” machte, der als Parodie eines der berühmtesten texte der Weltliteratur, nämlich des romans „candide” von Voltaire, angesehen werden kann. Kotzebues historische arbeiten sind heute in Vergessenheit geraten. Darin vertrat er die ansicht, die Urbevölkerung estlands sei im Mittelalter von den deutschen Ordensrittern unterjocht worden; die christianisierung der esten könne diese tatsache nicht rechtfertigen. seine Briefe zeigen, dass der Dichter ein wohlwollender Gutsbesitzer war, der den Bauern seiner landgüter das leben möglichst zu erleichtern suchte. Betrachtet man die angeführten Äußerungen Kotzebues in seinem literarischen und autobiographischen Gesamtwerk, so rechtfertigen diese es durchaus, den Dichter als einen estophilen zu bezeichnen.
Journal: Keel ja Kirjandus
- Issue Year: LIV/2011
- Issue No: 08-09
- Page Range: 643-659
- Page Count: 17
- Language: Estonian