Praistorijske lubanje iz grobova glasinačkog područja
Prehistoric Skulls From the Graves from the Glasinac Area
Author(s): Borivoj Čović, Živko MikićSubject(s): Anthropology, Archaeology, Ethnohistory, Local History / Microhistory, Ancient World, Methodology and research technology
Published by: Akademija Nauka i Umjetnosti Bosne i Hercegovine
Keywords: Glasinac area; skulls; graves; Skulls of the Glasinac; prehistoric inhabitants; tribal community;
Summary/Abstract: Die Abhandlung ist einer Revision und neuerlichen Bearbeitung des osteologischen Materials aus den in der Zeit von 1892 bis 1897 ausgegrabenen Hügelgräbern des Gebietes vom Glasinac (Südostbosnien) gewidmet. Dieses Material wurde von A. Weisbach (mit L. Glück) veröffentlicht. Weisbachs Angaben fanden unter der Bezeichnung »Schädel vom Glasinac« in die europäische wissenschaftliche Literatur Eingang, wurden als Quellenangaben über die anthropologischen Eigenschaften des prähistorischen Bewohners dieses Gebietes behandelt und sehr oft als sichere Quellenangaben über die anthropologischen und Rasseneigenschaften der Illyrier überhaupt benützt45. Die Notwendigkeit, dieses Material zu überprüfen und erneut zu bearbeiten, entsprang den Bemühungen des Zentrums für balkanologische Forschungen, in sein Programm auch physisch-anthropologische Forschungen über die Urbewohner des Balkans einzubeziehen, weshalb das früher gesammelte und veröffentlichte Material dieser Art zunächst revidiert und zeitgemäß zu bearbeiten war. Die Verfasser stellten sich dabei folgende Aufgaben: 1) eine mögliche Beziehung der Urbewohner des Glasinacer Gebietes zu den Illyriern (im engeren und weiteren Sinne) im Lichte des heutigen Forschungsstandes in der Frage der Illyrier zu bestimmen; 2) die Authentizität und Brauchbarkeit des früher gesammelten und von Weisbach veröffentlichten osteologischen Materials aufgrund der von den Ausgrabungen zur Verfügung stehenden Angaben festzustellen; 3) das chronologisch verläßliche und brauchbare osteologische Material in der Anthropologischen Sammlung des Landesmuseums in Sarajevo auszusondern; 4) das solchermaßen ausgesonderte und identifizierte osteologische Material neuerlich zu bearbeiten und mit Hilfe moderner Methoden der physischen Anthropologie vorzulegen. Im ersten Teil der Arbeit bring B. Čović folgende Hauptergebnisse und Schlußfolgerungen: a) Die Bevölkerung, die in der Eisenzeit das Glasinacer Gebiet (sowie einige benachbarte Gegenden Montenegros und Südwestserbiens) besiedelte, gehörte höchstwahrscheinlich der Stammesgemeinschaft der Autariaten an. Vom Standpunkt antiker schriftlicher Quellen aus besteht kein Hindernis, diese Bevölkerung (sofern es sich um Autariaten handelt) als Illyrier (im weiteren Sinne des Wortes) zu betrachten. b) Es besteht eine außerordentliche Übereinstimmung in einer größeren Zahl von Manifestationen materieller und geistiger Kultur des Glasinacer Gebietes der Eisenzeit einerseits und des Gebietes um den Fluß Mati in Albanien (also eines illyrischen Gebietes par excellence) andrerseits; demnach können die Bewohner des Glasinacer Gebietes vom Standpunkt des archäologischen Materials der Eisenzeit aus als Illyrier (im weiteren Sinne) betrachtet werden8. c) Von den Untersuchungen im Glasinacer Gebiet waren in der Zeit von 1888 bis 1897 über 1200 Grabhügel erfaßt. In den Tumuli befindet sich selten je ein Grab, in der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um 2,3 oder mehr Bestattungen, die derselben Periode, aber auch verschiedenen Perioden der Vorgeschichte (von der frühen Bronzezeit bis zum III. Jahrhundert v.u. Ztr.) entstammen können. Außerdem gab es in diesen Tumuli auch nachträgliche Bestattungen aus der Römerzeit (III. und IV. Jahrhundert n.u. Ztr.) wie auch Gräber aus dem Frühund Spätmittelalter. Da ein großer Prozentsatz von Gräbern auch ohne Beigaben ist, wird klar, daß sich von solchen Gräbern nur eine kleine Zahl datieren läßt, und zwar entweder aufgrund der stratigraphischen Lage oder aufgrund der Form der Grabkonstruktion, während der überwiegende Teil der Gräber ohne Beigaben nicht datierbar ist. Das osteologische Material aus solchen Gräbern ist unzuverlässig, weil es einer beliebigen Periode der Vorgeschichte, der Römerzeit oder dem Mittelalter angehören kann und für Schlußfolgerungen über anthropologische Eigenschaften der Urbewohner dieses Gebietes keinen Wert besitzt. d) Die oben genannten Tatsachen wurden von den Forschern, ganz besonders von A. Weisbach, außer Acht gelassen; außerdem entbehrte die Manipulation mit dem osteologischen Material der nötigen Aufmerksamkeit, so daß für die Mehrzahl der in die anthropologische Sammlung gelangten Schädel keine Angaben darüber vorhanden sind, aus welchem Grabe sie stammen (angeführt ist nur die Nummer des Tumulus, nicht aber diejenige des Grabes im Tumulus). e) In seinen endgültigen Schlußfolgerungen hat Weisbach den Zusammenhang zwischen dem archäologischen und anthropologischen Material völlig vernachlässigt und hat seine Schlüsse nur aus den anthropologischen Eigenschaften der untersuchten Schädel gezogen. So unterscheidet er eine Gruppe »alter Brachyzephalen«, die er den Illyriern zuschreibt, eine Gruppe von »Dolichozephalen«, die er den Römern zuweist, und eine Gruppe »jüngerer Brachyzephalen«, die er zu den Slawen zählt, ohne überhaupt zu berücksichtigen, was für archäologisches Material neben den Schädeln, die er jeweils in eine dieser Gruppen einordnete, gefunden worden war44. Noch größere Fehler begingen die Autoren, die Weisbachs Angaben übernahmen, dabei aber das gesamte, von Weisbach veröffentlichte Material den »Glasinacer Illyriern « zuschrieben und von da aus noch weitreichendere Schlußfolgerungen über die anthropologischen und rassischen Eigenschaften der Illyrier überhaupt zogen45. f) Es war deshalb nötig, alle verfügbaren Angaben über die Tumuli und einzelnen Gräber, aus denen das gesammelte osteologische Material stammt, sorgfältig zu überprüfen. Die Revision zeigte, daß von insgesamt 63 Schädeln des Glasinacer Gebietes, die Weisbach bearbeitet hatte, nur 21 ganz sicher oder mit großer Wahrscheinlichkeit prähistorischen Bewohnern dieses Gebietes zugeschrieben werden können. Außer diesen gewissermaßen verläßlichen 21 können noch 3 Schädel bestimmt werden. Von den übrigen 39 entstammt einer der Römerzeit, zwei sind mit Sicherheit mittelalterlich, 5 wahrscheinlich mittelalterlich und 31 Exemplare (beinahe 50%) sind chronologisch nicht zu bestimmen und daher unbrauchbar. Solch ein Ergebnis zeigt allein schon, wie unzuverlässig die aufgrund Weisbachscher Arbeiten gezogenen Schlüsse über die anthropologischen und rassischen Eigenschaften der prähistorischen Bewohner dieses Gebietes sind. g) Von 21 (bzw. 24) sichereren Exemplaren konnten zur anthropometrischen Bearbeitung und Analyse nur 18 herangezogen werden. Die übrigen Exemplare mußte man beiseite lassen, teils wegen ihrer schlechten Erhaltung, teils deshalb, weil sie nach dem Inventar det Anthropologischen Sammlung nicht mit Sicherheit identifizierbar waren.
Journal: Godišnjak Centra za balkanološka ispitivanja
- Issue Year: 1973
- Issue No: 11
- Page Range: 29-92
- Page Count: 67
- Language: Bosnian