U povodu obrade i izdavanja dvaju frazeoloških rječnika
On the Occasion of Processing and Publishing Two Phraseological Dictionaries
Author(s): Josip MatešićSubject(s): Theoretical Linguistics, Lexis, South Slavic Languages, Phraseology
Published by: Institut za jezik
Keywords: phraseology; verbal connection; dictionary; free phrase; non-free word combination; reproduction; formal organization; fitting into a sentence; idiomatism;
Summary/Abstract: Jede in der Sprache auftretende Verbindbarkeit von Wörtern unterliegt bestimmten innersprachlichen (grammatikalischen) und außersprachlichen Beschränkungen. Der Unterschied zwischen a) zdrava žena und b) crna knjiga bzw. c) na vrbi svirala besteht im Grad dieser Beschränkungen. Wenn Teile einer Wortverbindung aufeinander angewiesen bzw. abhängige Bestandteile der Verbindung sind, die nur als Ganzes einen Sinn ergibt, nennen wir sie »unfreie« oder »feste« Wortverbindung (Beispiele unter b) und c)), im anderen Fall (Beispiel unter a)) »freie« Wortverbindungen. Die linguistische Disziplin, die sich festen Wortverbindungen beschäftigt, wird Phraseologie genannt. Ihr Wesen läßt sich jedoch nur im Vergleich mit den freien Wortverbindungen bestimmen. Die Phraseologie wurde vor allem durch die in der Nachkriegszeit in der Sowjetunion geführten Untersuchungen zu einer selbständigen Disziplin. Da viele Begriffe wie Wesensbestimmung, Festlegung oder Abgrenzung dieser Disziplin noch umstritten sind, bildet die genaue Beschreibung und Festlegung ihrer Einhet — des Phrasems — die unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Beschreibung und Bestandsaufnahme des phraseologischen Gutes einer Sprache. Aus diesem Gründe hat die am Slavichen Seminar der Universität Mannheim tätige Forschungsgruppe, die seit einiger Zeit die Herausgabe eines Phraseologischen Wörterbuchs des Kroatischen oder Serbischen und eines Phraseologischen Wörterbuches Kroato- serbisch — Deutsch vorbereitet, sich zu einer Definition des Begriffs Phrasem entschlossen, aus der sich folgende vier relevante Merkmale ergeben: a) Reproduzierbarkeit — bedeutet Einheiten der Sprache, die als Ganzes im Verlauf der Rade reproduziert werden. b) Formale Zusammensetzung — bedeutet Einheiten der Sprache von mindestens zwei Autosemantika. c) Idiomazität — bedeutet Umdeutung mindestens eines Gliedes des Phrasems. d) Einfügung in den Satz (Kontext) bedeutet — Phraseme fungieren als Satzglieder, ohne allein einen eigenen Text zu bilden. Nur jene Wortverbindungen gelten nach unserem Dafürhalten als Phraseme, die alle vier Kriterien erfüllen, wenn auch nicht immer im gleichen Maße. Mit dieser Definition glauben wir, eine genaue Abgrenzung gegenüber dem normalen Wörterbuch einerseits und gegenüber den anderen Gruppen von Verbindungen andererseits, die im weiteren Sinne als Phraseme bezeichnet werden, wie zum Beispiel Sprichwörter, deflügelte Wörter, Ausrufe, Termini Technici, präpositionale Verbindungen, vollzogen zu haben. Als Quellen für die Zusammenstellung der Wörterbücher wurden neben einem breiten Querschnitt der »schönen« und der Übersetzungsliteratur und Zeitungs- und Zeitschriftenliteratur vor allem das gesammelte Archivmaterial zur Ausarbeitung der beiden Wörterbücher der M. H. und M. S. sowie ein- und zweisprachige Wörterbücher ausgewertet. Beim Aufbau wird nach dem alphabetischen Gliederungsprinzip verfahren, und zwar so, daß sowohl die Stickwörter als auch die unter einem Stichwort aufgeführten Phraseme nach dem Alphabet geordnet sind. Die Erklärung oder die Bedeutungen eines Phrasems sind durch Zitate aus den denutzten Quellen belegt. Um dem Leser einen guten Überblick über den phraseologischen Bestand zu vermitteln, wird jedes Phrasem im Prinzip so oft angeführt, wie es Komponenten enthält. Seine Erklärung mit Belegen wird aber nach festgelegten Prinzipien nur an einer Stelle erfologen. Im zweisprachigen Wörterbuch wird die äquivalente Wiedergabe von Phrasemen unter folgenden Gesichtspunkten durchgeführt, d. h. wir unter- _ scheiden: I Vollständige Äquivalenz, wenn neben voller Übereinstimmung nach Form und Bild eine formale Abweichung bezüglich morphologischer Form, Komponentenahl u. a. möglich ist. II Abundante Äquivalenz III Partielle Äquivalenz IV Nulläqivalenz Da das zweisprachige Wörterbuch in erster Linie als Hilfsmittel für praktische Zwecke anzusehen ist, sollen in ihm auch solche Wortverbindungen Aufnahme finden, die nach der hier festgelegten Definition keine Phraseme sind. Dies betrifft vor allem sprachliche Einheiten, die ein Übersetzungsproblem darstellen wie präpositionale Verbindungen, pragmatische Idiome u. ä. Die geplanten phraseologischen Wörterbücher — die ersten ihrer Art — werden in gewissem Ausmaß auch kulturelle und historische Hintergründe der Sprache reflektieren, da die verschiedenen Redewendungen unter bestimmten kulturhistorischen und geographischen Bedingungen enstehen und sich entwickeln. Damit können die geplanten Wörterbücher einen Beitrag zur Kulturgeschichte leisten.
Journal: Književni jezik
- Issue Year: 7/1978
- Issue No: 1
- Page Range: 5-15
- Page Count: 11
- Language: Croatian