On the Crusades and Coercive Missions in the Baltic Region in the Mid-12th Century and Early 13th Century. The Cases of the Wends and Livonians Cover Image

On the Crusades and Coercive Missions in the Baltic Region in the Mid-12th Century and Early 13th Century. The Cases of the Wends and Livonians
On the Crusades and Coercive Missions in the Baltic Region in the Mid-12th Century and Early 13th Century. The Cases of the Wends and Livonians

Author(s): Marius Ščavinskas
Subject(s): Christian Theology and Religion, Military history, Political history, Middle Ages, History of Religion
Published by: Verlag Herder-Institut
Keywords: Crusades and Coercive Missions; Baltic Region; Mid-12th Century and Early 13th Century; The Cases of the Wends and Livonians;

Summary/Abstract: Dieser Beitrag analysiert das Problem der Wenden- und Baltenkreuzzüge (1147 bzw. 12.-13. Jahrhundert) und die Rolle der Missionare in der Kreuzzugsbewegung. In der Geschichtsschreibung wurden die Begriffe „Schwertmission“, „Kreuzzug“ und „compellere intrare“ („Sie nötigen hereinzukommen“) bislang synonym verwendet. Diese Schlussfolgerung beruhte auf mittelalterlichen Schriftstücken wie den Magdeburger Annalen, einem Aufruf, der dem Magdeburger Erzbischof Adalgod zugeschrieben wird, den Briefen Bernhards von Clairvaux, päpstlichen Bullen sowie den Chroniken Helmolds von Bosau, Vinzenz’ von Prag und Heinrichs von Lettland. In der Historiografie wurde darauf hingewiesen, dass mit dem Kreuzzug von 1147 im Ostseeraum die friedliche Missionierung der heidnischen Völker erstmals durch ein anderes Vorgehen abgelöst worden sei. Nachdem die Elbslawen bezwungen worden waren, breitete sich die Schwertmission östlich der Elbe aus, bis sie zu Beginn des 13. Jahrhunderts die Düna erreichte. Zusammen mit der Rolle der Missionare bei Kreuzzügen und Schwertmission wurde in der Historiografie auch der Anteil der Laien und des Klerus bestimmt. Traf die Absicht der weltlichen Herrscher, ihr Staatsgebiet zu vergrößern, mit den Bemühungen zusammen, heidnische Stämme zu christianisieren, lassen sich sowohl politische als auch weltliche Komponenten identifizieren. In den Quellen zum Wendenkreuzzug von 1147 werden jedoch Mission und Taufen nicht erwähnt. Wenn aber während des Wendenkreuzzugs gar nicht missioniert wurde und die Forscher nur über die politischen Gründe dieses Kreuzzugs sprechen, wieso sollte er dann als „missionarischer“ Kreuzzug bezeichnet werden? Die nächste Frage wäre, warum er ein Beispiel für die Schwertmission sein soll, wenn doch auf dem Kreuzzug gar keine Taufen stattfanden und der Kreuzzug selbst mit einer ganz anderen Absicht organisiert worden ist? Hinsichtlich des Livländischen Kreuzzugs zeigt sich, dass bis 1208, als eine Burg der Selen besetzt und getauft wurde, keiner der Missionare von den an der Düna lebenden Heiden als Friedensbedingung und -garantie die Taufe verlangte. Der livländische Bischof Meinhard hätte im Sinne des „compellere intrare“ vorgehen können, machte von dieser Option aber keinen Gebrauch. Bischof Bertold versuchte gegen Glaubensabtrünnige einen gewissen Zwang einzusetzen. Aber erst Bischof Albert von Buxhövden setzte Zwang gegen echte Heiden ein und nicht nur gegen Abtrünnige bzw. solche, die das „prima signatio“ – also das Zeichen des Kreuzes – bereits empfangen und somit ihre Bereitschaft zur Taufe bekundet hatten. Des Weiteren stellt sich die grundsätzliche Frage, ob der Wendenkreuzzug, der vom sächsischen Adel durchgeführt wurde, und die nachfolgenden, von Bischof Albert organisierten Kreuzzüge als Teil der Schwertmission angesehen werden sollten. Gibt es irgendeinen Unterschied zwischen einem Kreuzzug und einer Schwertmission? Die vorliegende Untersuchung belegt einen solchen Unterschied. In der Historiografie wurde bereits festgestellt, dass die Kreuzfahrer selbst keine Missionierung betreiben wollten. Immerhin machten sie aber den Missionaren mit Waffengewalt den Weg frei. Aber lässt sich dies bereits als Missionstätigkeit im Sinne von „Schwertmission“ verstehen? Es ist natürlich richtig, dass im Mittelalter die Kirche und die weltliche politische Macht eng miteinander verbunden waren, wenn auch die Reform des Pontifikats darauf abzielte, weltliche von geistlichen Angelegenheiten zu trennen. Aber sollte man nicht militärischen Zwang von Zwang unterscheiden, der von einem Missionar nach dem Prinzip „compellere intrare“ ausgeübt wurde?

  • Issue Year: 63/2014
  • Issue No: 4
  • Page Range: 499-527
  • Page Count: 29
  • Language: English