Soporific Bombs and American Flying Discs: War Fantasies in East-Central Europe, 1948-1956 Cover Image

Soporific Bombs and American Flying Discs: War Fantasies in East-Central Europe, 1948-1956
Soporific Bombs and American Flying Discs: War Fantasies in East-Central Europe, 1948-1956

Author(s): Melissa Feinberg
Subject(s): Political history, Social history, WW II and following years (1940 - 1949), Post-War period (1950 - 1989), History of Communism, Cold-War History
Published by: Verlag Herder-Institut
Keywords: Soporific Bombs; American Flying Discs; War Fantasies; East-Central Europe; 1948-1956;

Summary/Abstract: In Interviews, die 1948-1956 von den Radiosendern Voice of America und Radio Free Europe geführt wurden, äußerten Flüchtlinge und Berichterstatter häufig den Wunsch nach einem Krieg. Sie hofften auf einen vom Westen angeführten Feldzug, der ihre Länder von der kommunistischen Diktatur befreien würde. Der vorliegende Beitrag untersucht diese Kriegsfantasien, indem Quellen aus Polen, Ungarn, der Tschechoslowakei, Rumänien und Bulgarien analysiert werden. Es soll gezeigt werden, dass diese Kriegsträume dazu dienten, mit dem Gefühl der Machtlosigkeit zurechtzukommen, das in der Region nach der Errichtung der kommunistischen Regime um sich gegriffen hatte. Zwar waren die Flüchtlinge – angesichts der Ausnahmesituation, in der sie sich befanden, und ihrer politischen Voreingenommenheit – keinesfalls repräsentativ für die Gesamtbevölkerung, doch lassen sich aus ihren Aussagen dennoch wichtige Stimmungen und Trends ablesen. Die Interviewten wiesen immer wieder darauf hin, dass sie selbst unfähig seien zu handeln. Sie charakterisierten sich als Gefangene oder Sklaven, die nichts anderes tun konnten, als auf den Moment zu warten, in dem der Westen sie befreien würde. Doch diese angeblich aufgezwungene Passivität war selbst auch eine Fantasie. Sie bewahrte den Respondenten die Vorstellung, sie selbst und diejenigen, die sie zurückgelassen hatten, seien von den örtlichen kommunistischen Regimen vollkommen getrennt. Eingehüllt in ihren sicheren Kokon der Passivität blieben sie von den Wechselwirkungen und Aushandlungsprozessen mit dem sozialistischen Staat unberührt. Indem die Interviewten behaupteten, dass nur eine bewaffnete Intervention von außen ihnen ihre verloren gegangene Kraft zurückgeben könne, sprachen sie sich selbst von dem Bedürfnis nach tatkräftigem Handeln frei. Einige erklärten, dass die Gewalt und die Zerstörung eines weiteren Krieges ein Preis sei, den zu zahlen es lohne, um die Kommunisten loszuwerden. Aber häufiger noch kam es vor, dass Befragte die potenziellen Zerstörungen einfach abtaten. Sie malten sich aus, dass ein Krieg auf leichte und saubere Art und Weise den Kommunisten die Macht entreißen und ihre Länder in eine mythische Vorkriegszeit zurückversetzen würde. Sie ließen die zerstörerische Kraft atomarer Waffen unberücksichtigt oder behaupteten, dass sie nur gegen die Sowjetunion und nicht gegen Ostmitteleuropa eingesetzt werden würden. Andere glaubten, dass die Amerikaner Waffen wie z.B. Schlafbomben entwickelt hätten, die die Kommunisten – nicht jedoch ihre Gegner – in einen tiefen Schlaf versetzen würden. Hier wurde Krieg als eine Art deus ex machina betrachtet, eine hilfreiche und gänzlich unrealistische Apparatur, die auf magische Weise all ihre Probleme lösen würde. Diese Kriegsfantasien begannen nach 1956 zu schwinden, als es mehr und mehr offensichtlich wurde, dass der Westen wohl kaum im Ostblock intervenieren würde.

  • Issue Year: 62/2013
  • Issue No: 3
  • Page Range: 450-471
  • Page Count: 22
  • Language: English
Toggle Accessibility Mode