Carl Patsch i Grgo Matić Mlinarević. Arheologija jednog prijateljstva
Carl Patsch and Grgo Matić Mlinarević. Archaeology of a Friendship
Author(s): Jozo DžamboSubject(s): Archaeology, Cultural history, Museology & Heritage Studies, Social history, Ancient World, Cultural Essay, Societal Essay, Prehistory
Published by: Franjevačka teologija Sarajevo
Keywords: Carl Patsch; Grgo Matić Mlinarević; archaeology; epigraphy;
Summary/Abstract: Der aus Böhmen stammende und in Prag und Wien ausgebildete Wissenschaftler Carl Patsch (1870–1945) kam 1893 als Epigraphiker nach Bosnien-Herzegowina und wurde in dieser Eigenschaft Mitarbeiter und später Leiter (Kustos) der römischen Abteilung des Bosnisch-herzegowinischen Landesmuseums in Sarajevo. Die feste Anstellung ermöglichte ihm wissenschaftliche Exkursionen in verschiedene Regionen bis nach Albanien und Kleinasien. Bedeutend waren unter seiner Leitung durchgeführte Ausgrabungen in Skelani an der Drina, in der Region Bihać, in Konjic und besonders aufwendig in Mogorjelo in der Herzegowina, wo in einem Zeitraum von 1899–1914 ein spätantiker Herrensitz (villa rustica) freigelegt und rekonstruiert wurde. 1904 gründete Patsch in Sarajevo das Bosnisch-herzegowinische Institut für Balkanforschung. Ermöglicht wurden diese Unternehmungen durch die großzügige Unterstützung der bosnisch-herzegowinischen Landesregierung, die damit die zivilisatorische Mission der Österreichisch-Ungarischen Monarchie in Bosnien-Herzegowina nach außen unter Beweis stellen wollte. Nach dem Zerfall der Monarchie verließ Patsch Sarajevo und übersiedelte im September 1919 nach Wien, wo er von 1921 bis zu seiner Emeritierung 1934 eine Professur für slawische Geschichte und Altertumskunde mit besonderer Berücksichtigung der Balkanländer innehatte. 1928 wurde er ordentliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Im Februar 1945 kam er zusammen mit seiner Tochter Hildegard bei einem Luftangriff auf Wien ums Leben. Der Nachlaß des Archäologen Patsch, ursprünglich im Bestand des Südost-Instituts, befi ndet sich heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München. Das Thema des vorliegenden Beitrags sind Briefe, die Patschs Mitarbeiter und Gehilfe bei den Ausgrabungen von Mogorjelo in den Jahren 1916–1930 an seinen Vorgesetzten geschrieben hat. Es handelt sich insgesamt um sechs Schreiben an Patsch, von denen zwei während des Ersten Weltkriegs nach Sarajevo, die restlichen vier zwischen 1922 und 1930 nach Wien geschickt wurden. Der Verfasser der Briefe, Grgo Matić Mlinarević (1877–1943), ursprünglich ein analphabetischer Bauer aus dem herzegowinischen Dorf Trebižat bei Čapljina, stand volle fünfzehn Jahre (1899–1914) im Dienste Patschs und lernte mit dessen Hilfe Lesen und Schreiben; als Mitarbeiter war er äußerst zuverlässig und vertrauenswürdig, was Patsch in seinen Lebenserinnerungen an mehreren Stellen anerkennend hervorhebt. (Die Lebenserinnerungen sind ein Teil des Patsch-Nachlasses und liegen nun auch in gedruckter Form vor: Hg. Daniel Baric: Die Lebenserinnerungen von Carl Patsch. Archäologie eines Lebens zwischen Böhmen und Bosnien, Berlin 2023.) Die in den Nachkriegsjahren verfassten Briefe sind in ihrem privaten Charakter und dem vertrauten und freundschaftlichen Ton ein Beispiel der volkstümlichen Epistolographie, dazu eine wichtige Quelle für die Sozialgeschichte einer Mikroregion, die von der Wirtschaftskrise der 1920er und 1930er Jahre besonders hart getroffen wurde. In einer solchen Situation und aus der späteren Perspektive konnten dem Adressanten Matić Mlinarević die mit Patsch verbrachten Jahre nur als eine ideale und sorgenlose Zeit erscheinen: Wären Sie in unserem Staate geblieben, hätte ich es lieber als all mein Hab und Gut (1930). Der Beitrag enthält im Anhang alle Briefe in exakter Transkription und mit entsprechenden Erläuterungen.
Journal: Bosna Franciscana
- Issue Year: 2024
- Issue No: 61
- Page Range: 7-74
- Page Count: 68
- Language: Bosnian
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