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Donauklagelied
Danube Elegy

Author(s): Mihály Kornis
Contributor(s): Zsuzsanna Gahse (Translator)
Subject(s): Fiction
Published by: Institut für die Wissenschaften vom Menschen
Keywords: Danube Elegy; Donauklagelied

Summary/Abstract: Mir fallen zu der Donau die Leichen ein. Die Leichen. DIE LEICHEN. Jene Menschen, die man neunzehnhundertvierundvierzig zum Kai hinunterbrachte und dann ins Wasser hineinschoß. Damals lebte ich noch nicht, doch hätte ich gelebt, hätte man sicherlich auch mich hineingeschossen. Katalin Kornis hielt sich unter Bedingungen versteckt, daß sie, hätte sie damals schon ihren Sohn geboren, die »hungaristische Befreiung« nicht überlebt hätte. Sie würde das nicht überlebt haben, weil die, die wir Pfeilkreuzler nennen, sie zur Donau begleitet hätten, mit mir zusammen hätten sie sie hinbegleitet, und freundlich auch mich gebeten, mir die Schuhe auszuziehen und meinen Wintermantel auszuziehen, ich hätte meine schöne, junge Mutter sehen müssen, wie sie mich inmitten einer kopflosen Menge von zu Tode verurteilten, zischend fluchenden, auch vom Haß gegenüber der eigenen Ohnmacht zermürbten Menge vor Angst und Kälte zitternd und vielleicht schreiend herumreißt und mir die Augen zuhalten will, damit ich mich nicht umdrehe und die Gewehre nicht sehe, die zum Kinn erhobenen Gewehre...

  • Issue Year: 1991
  • Issue No: 02
  • Page Range: 081-086
  • Page Count: 6
  • Language: German
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