Aus der Kultur der Zünfte in Siebenbürgen. Die Aufzeichnungen des Kürschners Samuel Schuller von Sächsisch-Regen Cover Image
  • Price 4.50 €

DIN CULTURA BRESLELOR DIN TRANSILVANIA. ÎNSEMNĂRILE COJOCARULUI SAMUEL SCHULLER DIN REGHINUL-SĂSESC
Aus der Kultur der Zünfte in Siebenbürgen. Die Aufzeichnungen des Kürschners Samuel Schuller von Sächsisch-Regen

Author(s): Dorin-Ioan Rus
Subject(s): History
Published by: Muzeul National al Unirii Alba Iulia
Keywords: Sächsisch-Regen; Kultur der Zünfte; Kürschner; Gedichte; Nieder-Eidisch; Memoria-listik; Siebenbürgen

Summary/Abstract: Das von Samuel Schuller geschriebene Hausregister lag im schwarzlackierten Holzkanapee mit der Gitterlehne neben ihren Totengewändern und neben ihrem pedantisch ordentlich gehaltenen Nähzeug, enthielt Aufzeichnungen, Illustrationen, Bilder zu Gebeten, Bibelabschnitten und Schwänken und zu Ereignissen aus den Sächsisch-Reener Biedermaierzeiten. Es wurde von dem Sächsisch-Regener Kürschnermeister Samuel Schuller (1807-1885), einem Onkel des Märchensammlers Josef Haltrich geführt. Mit zahlreichen Geschwistern früh verwaist, wuchs der Knabe bei einem nahen Verwandten auf dem Nieder-Eidischer Pfarrhofe auf. Dann kam er auf die Lehre. Seine Wanderjahre führten ihn durch die sächsischen Städte und größeren Landgemeinden, und von hier mag er manches mitgebracht haben, was er später in seinem Hausbuche niedergeschrieben hat. In seiner Heimat erreichte er zunächst großes Aufsehen durch die Pantalons, die er dort als erster trug. Nach Reen heimgekehrt, heiratete der junge Meister die schöne, tatkräftige Katharina Rösler, die im Jahre 1848 mit Todesverachtung ihre Vaterstadt vor dem vollständigen Niederbrennen errettete. Das Hausbuch verzeichnet nach und nach die Geburt von zehn Kindern, von denen jedoch sechs vor dem zehnten Lebensjahre starben. Der junge Meister hatte unleugbar Sinn für sein Gewerbe und die rechte Schaffensfreude, aber noch höher war seine Freude am Singen und an Sagen. Die Gattin ist es, die mit Energie dafür sorgt, dass die brotlosen Künste nicht überhand nehmen und selbst die schweren Schäden des Revolutionsjahres überwunden werden konnten. Ihr ernstes, strenges Hausregiment aber bricht die Lebensfreude und Harmlosigkeit Meisters Schuller nicht: Im Greisenalter ist er ein lieber Spielgenosse der Enkel, der sinnige Sprüchlein, lustige Reime und Rätsel weiß, eine peinlich genaue Küchenwage und eine Kutsche für die Puppe herstellt, Wäscheklammern schnitzt und Sonntags mit glänzend gebürstetem braunem Leibrock, rundem Hut und großem buntem Taschentuch um das alte Gesangbuch zur Kirche schreitet. Sein Hausbuch war aus Borgoer Papier, mit Garn in starke Pappe eingeheftet; Titelblatt und Name des Besitzers fehlen. Die schöne regelmäßige Schrift fließt aus selbst geschnitzten Gänsekielen, das Tintenfass hat sich der Schreiber ebenfalls eigenhändig aus Blei gegossen. Die ersten neun Blätter tragen gewerbliche Zeichnungen, ein Teil davon ist nicht weiter erklärt, die andern sind mit Bemerkungen versehen.

  • Issue Year: 52/2015
  • Issue No: 2
  • Page Range: 261-269
  • Page Count: 9
  • Language: Romanian, German