Baltisaksa kirjakultuuri struktuurist. Ärgituseks erinumbri lugejale
Über die Struktur der deutschbaltischen literarischen Kultur
Author(s): Jaan UnduskSubject(s): Cultural Essay, Political Essay, Societal Essay
Published by: SA Kultuurileht
Keywords: Feudal-koloniales Schrifttum; Multikulturalität; Mehrsprachigkeit; Diskursanalyse
Summary/Abstract: um die sondernummer der „deutschbaltischen literarischen kultur” einzuführen, versucht der autor eine ganz allgemeine deskription des schrifttums auf den heutigen Gebieten Estlands und Lettlands bis zur mitte des 19. jahrhunderts zu geben. unter der deutschbaltischen literarischen kultur soll hier ein mehrsprachiges Phänomen verstanden werden, dessen Zentrum zwar deutsch, die Peripherie aber estnisch und lettisch war, wobei die „stilistische” distribution der sprachen beachtet werden muss: die höheren Genres, diskursebenen (darunter etwa auch der wissenschaftliche sprachgebrauch) und rhetorischen register gehörten zum machtbereich des deutschen, die mittleren und niedrigen aber gröβtenteils in die estnisch-lettische semiosphäre. der kampf um die „höheren regionen” der Literatur begann anfang des 19. jahrhunderts, doch fanden z.B. die ersten estnischen Oden und Essays keine anerkennung in der Öffentlichkeit, die sie für repräsentanten einer „falschen strategie” hielt. auch war fast der gesamte Geschichtsdiskurs unter der Flagge des christlich-germanischen messianismus von der deutschen sprache kontrolliert. Erst mit dem Erscheinen der Werke im „hohen stil” (die nationalepen) und mit der ausbildung der eigenen „hohen” Geschichtsdiskurse gelang der durchbruch zu einer selbständigen estnischen oder lettischen Literatur. Weil in der struktur des feudal-kolonialen schrifttums – im Gegensatz zu der normalen bürgerlichen Literatur – der Belletristik nur eine nebenrolle zukam, schlägt der autor eine diskurszentrierte analyse des gesamten literarischen Feldes vor, wobei er u.a. folgende Gesetzmässigkeiten erkennt: (1) das Überwiegen und die ideologische ausstrahlung des religiösen diskurses verwischt die Grenzen zwischen allen anderen diskursen (Geschichts-, sprach-, rechts-, Bildungs-, alltags-, unterhaltungsdiskurs u.a.), nähert aber zugleich die deutsch-, estnisch- und lettischsprachigen literarischen Praktiken einander an. (2) der sprachdiskurs verbindet die lokalen sprachen, wobei zumeist auf deutsch das Lettische und Estnische behandelt wurde. (3) Einige aussagebereiche, die auf deutsch selbständige diskurse bilden (z.B. Geschichte, medizin, natur), verschmelzen auf Estnisch oder Lettisch zu einem amorphen Bildungs- bzw. alltagsdiskurs usw.
Journal: Keel ja Kirjandus
- Issue Year: LIV/2011
- Issue No: 08-09
- Page Range: 561-571
- Page Count: 11
- Language: Estonian