Преводачески и преписвачески грешки в славянската ръкописна традиция на Книгата на пророк Иезекиил
Translators' and Copyists' Errors in the Slavic Manuscript Tradition of the Book of the Prophet Ezekiel
Author(s): Lora Tasseva, Achim RabusSubject(s): Language studies, Language and Literature Studies
Published by: Кирило-Методиевски научен център при Българска академия на науките
Summary/Abstract: Der vorliegende Beitrag vermittelt einen umfassenden Überblick über die Fehler in der handschriftlichen Tradition der ältesten vollständigen kirchenslavischen Übersetzung des Buches Ezechiel und spürt deren Ursachen nach. Als Untersuchungsgrundlage dienen die beiden erhaltenen Abschriften der südslavischen Überlieferungstradition sowie neun ostslavische Handschriften. Die in den Handschriften zu findenden Fehler und Ungenauigkeiten werden in verschiedene Gruppen eingeordnet. Die erste Gruppe umfasst Fehler, die allen kirchenslavischen Textzeugen gemein sind. Die Tatsache, dass nur ein kleiner Teil von ihnen durch graphische Besonderheiten der griechischen Formen erklärbar ist, weist auf die hohe Qualität der ursprünglichen altkirchenslavischen Übersetzung hin. Die übrigen Ungenauigkeiten sind wohl auf slavischem Boden entstanden, und zwar vor der Trennung der beiden Überlieferungszweige. Die zweite, quantitativ größte Gruppe, umfasst die Fehler, die ausschließlich in den beiden südslavischen Abschriften zu finden sind. Die insgesamt geringe Anzahl an Fehlern der dritten Gruppe, die nur in den ostslavischen Handschriften auftauchen, weist darauf hin, dass aus textologischer Perspektive der ostslavische Überlieferungszweig für die Rekonstruktion der ursprünglichen altkirchenslavischen Übersetzung eine viel verlässlichere Quelle als der südslavische darstellt. Die Daten der vierten Gruppe von Fehlern, die nur in einzelnen Handschriften auftreten, unterstützen diese Aussage. Eine mögliche Erklärung hierfür kann in der unterschiedlichen Einschätzung der süd- und ostslavischen Kopisten zur Sprache des abzuschreibenden Texts gefunden werden: Während die Sprache für die südslavischen Kopisten eine lebendige Kategorie darstellte, orientierten sich die ostslavischen an einer sakralen schriftsprachlichen Norm. Die Typologie der geschilderten Fehler bestätigt und ergänzt die bekannten Mechanismen der Korrumpierung eines Texts bei der Übersetzung aus dem Griechischen oder bei der Verbreitung auf slavischem Gebiet. Die attestierten Übersetzungsfehler unterstützen die These vom Übersetzen nach Diktat nicht. Stattdessen kann für alle Ungenauigkeiten eine graphische Motivation in den Besonderheiten der griechischen Minuskel gefunden werden. Auch die Abschreibfehler zeugen von einer vor allem visuellen Genese der Fehler. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Daten der Texttradition des Buches Ezechiel eher von einem visuellen als von einem auditiven Umgang mit den zu verbreitenden Texten durch die slavischen Übersetzer und Schreiber im Mittelalter zeugen.
Journal: Кирило-Методиевски студии
- Issue Year: 2009
- Issue No: 18
- Page Range: 136-151
- Page Count: 16
- Language: Bulgarian
- Content File-PDF