Interpretativne aporije bosanskohercegovačke historiografije
The interpretative aporias of Bosnian-Herzegovinian historiography
Author(s): Srećko M. Džaja
Subject(s): Political history, Nationalism Studies, Inter-Ethnic Relations, Source Material, Politics and Identity
Published by: Akademija Nauka i Umjetnosti Bosne i Hercegovine
Keywords: balancing BiH historiography; historical paradigms; national narratives; problems of continuity and discontinuity; interpretive aporias; scientific discourse;
Summary/Abstract: Auf den bisherigen Konferenzen in Sarajevo über das Thema Bosnien-Herzegowina in der Geschichtsschreibung wurden nicht nur zahlreiche case studies vorgelegt, sondern auch Bosnien-Herzegowina als eine historische Ganzheit behandelt. Die nationalen Narrative der Bosniaken, Kroaten und Serben schlugen dabei untereinander konträre Wege ein. Die bosniakischen Interpreten der bosnischen Geschichte sprechen gerne von der Staatlichkeit Bosnien-Herzegowinas sowie seiner historischen Identität im Singular. Dabei widmen sie mehr Aufmerksamkeit jenen Aspekten, welche allen bosnisch-herzegowinischen Bewohnern gemeinsam sein sollten; die gegenseitigen Unterschiede finden sie dagegen gering und interpretieren diese als sekundäre bzw. wenig bedeutsame Erscheinungen. In dem serbischen nationalen Narrativ ist, ganz im Gegenteil, Bosnien-Herzegowina keine historische Ganzheit für sich, sondern nur ein Bestandteil des serbischen politischen und kulturellen Raumes bzw. bloß eines der serbischen historischen Länder. Der serbischen Auffassung ähnlich ist Bosnien-Herzegowina auch im kroatischen nationalen Narrativ positioniert, selbstverständlich mit kroatischen politischen und kulturellen Merkmalen. Allerdings hat die kroatische Inanspruchnahme Bosnien-Herzegowinas als ein kroatisches historisches Land inzwischen an der Resolutheit verloren. Dies geschah unter dem Druck historischer Ereignisse, durch die das kroatische Element hohe zahlenmäßige Verluste einbüßte. Außerdem kompliziert sich der Status der bosnisch-hezegowinischen Kroaten durch ihre doppelte Identität: einmal durch das Bewußtsein von Bosnien-Herzegowina als eigene ursprüngliche Heimat – belegt im Schrifttum der bosnischen Franziskaner vom Mittelalter bis heute – und, zum zweiten, durch die Zugehörigkeit zum kroatischen Kulturkreis. Diese Dualität dürfte eine Folge der 400-jährigen osmanischen Eroberungs-, Siedlungs- und Religionspolitik sein.
Book: Prilozi o historiografiji Bosne i Hercegovine (2001–2017) I
- Page Range: 55-67
- Page Count: 13
- Publication Year: 2020
- Language: Bosnian, Croatian, Serbian
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