DAVID, JESUS UND DER SABBAT (MK 2,23-28; 1SAM 21,1-6). EINE RABBINISCHE DISKUSSION
David, Jesus and the Sabbath (Mark 2,23-28; 1 Sam 21,1-6). A Rabbinic Discussion

Summary/Abstract: Gemäß der Perikope des Ährenausraufens (Mk 2,23-28) weist Jesus auf ein Ereignis aus 1Sam 21,7 hin, wonach David Schaubrote gegessen habe, um seinen Hunger zu stillen. Der Evangelist referiert die Ereignisse aus 1Sam jedoch ganz anders, als sie dort überliefert sind. In der Forschung ist deshalb allgemein anerkannt, dass Mk 23,25f sekundär in seinem Kontext sind. Im vorliegenden Beitrag wird anhand von Talmudtexten und Targum Jonathan gezeigt, dass es sich in den genannten Versen nicht um einen Zuwachs, sondern lediglich um eine fehlerhafte Wiedergabe der Worte Jesu handelt. Auch wird rekonstruiert, was Jesus anstelle dieser Sätze gesagt haben könnte: In bMen 95b vertritt R. Simeon die Auffassung, dass David die Diener des Hohenpriesters am Sabbat beim Brotbacken antraf. Dieser Hohepriester ist es dann auch, der das Essen der Schaubrote am Sabbat erlaubt. Diese Auslegung ist wohl nicht der einfachste Sinn, aber eine mögliche Interpretation des an dieser Stelle stark verderbten Samueltextes, die sich zudem auf Targum Jonathan stützt, dessen Vorläufer Jesus wohl geläufig war. Hat Jesus die Samuelstelle in diesem Sinn verstanden, dann vertieft sich die Parallele zwischen dem Ereignis des Ährenausraufens und dem Samueltext: Die Jünger Jesu raufen am Sabbat Ähren aus, so wie die Diener des Hohenpriesters am Sabbat Brot backten. Jesus erlaubt das Essen der ausgerauften Ähren, so wie der Hohepriester das Essen der Schaubrote erlaubt hatte. Ferner wird deutlich, dass sich Jesus nicht in Parallele zu David, sondern zum Hohenpriester gesetzt hat.

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