Gesellschaftstheorie und soziale Ungleichheit
Das Feld soziologischer Ungleichheitsanalysen befindet sich heute in einem Zustand theoretischer Orientierungslosigkeit. In der seit über zwei Jahrzehnten laufenden Individualisierungsdebatte stehen Thesen des Bedeutungsverlustes sozialer Ungleichheitsstrukturen solchen von deren ungebrochener Fortdauer gegenüber. Dazwischen gibt es Positionen, die einen Mix aus alten und neuen Formen sozialer Ungleichheit feststellen und dies in allen Abschattierungen. Titel wie »Welche Gleichheit, welche Ungleichheit?« (Berger / Schmidt 2004) dokumentieren einen Bedarf nach leitenden Grundorientierungen, ohne dass dieser Nachfrage ein Angebot sozialer Ungleichheitstheorie gegenüber stehen würde, die dies leisten könnte. In dieser Situation schlage ich der Ungleichheitsdiskussion vor, Hilfe bei einem anderen soziologischen Forschungsfeld mit langer Theorietradition zu suchen: der Differenzierungstheorie (Schwinn 2004a).
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