JOSEF DOBROVSKÝ A FOLKLOR
JOSEF DOBROVSKÝ AND FOLKLORE
Author(s): Jiří FialaSubject(s): Customs / Folklore
Published by: Univerzita Palackého v Olomouci
Summary/Abstract: Der Aufenthalt in Olmütz in den Jahren 1787–1790 erweckte in Josef Dobrovský neben anderem auch das Interesse für das Volksschrifttum, vor allem durch die Kontakte mit dem Professor der Rechtswissenschaften am Olmützer Lyzeum Josef Vratislav Monse, der hanakische Volkslieder zu sammeln plante. Bei den Ausflügen in die Umgebung von Olmütz, vor allem nach Hnojice bei Sternberg, welche der um Dobrovský gebildete Freundeskreis unter-nahm und zu welchem Monse gehörte, boten sich beiden Aufklärern zweifellos viele Gelegenheiten, ihre Aufmerksamkeit der Lebensweise der hanakischen Bauern, deren Schriftgut und deren Aufklärung zu widmen. Neue Anregungen für Josef Dobrovskýs völkerkundliches Interesse brachte seine Reise nach Schweden und Russland, begonnen am 15. Mai 1792, mit Aufenthalt in St. Petersburg und in Moskau und die Rückkehr über Warschau und Olmütz. Seine Bemerkungen über Sitten und Gebräuche der Russen wollte Dobrovský in der erweiterten Ausgabe der Literarischen Nachrichten veröffentlichen, die leider nicht realisiert wurde. Das meiste völkerkundliche Material steht in den Sammlungen Dobrovskýs, in Slawin aus dem Jahre 1806 und in Slowanka aus den Jahren 1814–1815 – hier findet man Abhandlungen über slawische Sitten und Bräuche, zerstreute Notizen über Volkslieder und serbische und russische Sprichwörter. Die ganze Sammlung von Exzerpten aus dem Nachlass J. Dobrovskýs trägt den Titel Mythologia – sie betreffen die slawische Mythologie, heidnische Kulte und beinhalten die Beschreibung „jak Marzenu stroja In Schlesien bey Dobroslawitz“ u. a. Eine andere Sam-mlung mit dem Titel Písně a básně z pozůstalosti J. Dobrovského (Lieder und Gedichte aus dem Nachlass J. Dobrovskýs) ist eine kleine fragmentarische Sammlung von Volks- und Halbvolksliedern. Wichtiger für die Erforschung der slawischen Folklore war die gelehrte Korrespondenz Dobrovskýs mit dem Slowenen Jernej Kopitar im Jahre 1809 und mit dem Polen Jerzy Samuel Bandtke im Jahre 1815 (exzerpiert in dieser Hinsicht von Otton Berkopec in der Zeitschrift Slavistična revija aus den Jahren 1961–1962 und von V. A. Francev in Národopisný věstník českoslovanský aus dem Jahre 1923). Kopitar schickte Dobrovský 22 slowenische Volkslieder (Auszug aus der Sammlung von Baron Franc Zois), darunter auch zwei koprolalistische und zwei obszöne Lieder; J. S. Bandtke trat Dobrovský eine Sammlung von 65 kleinrussischen Volksliedern von einem unbekannten Sammler ab, die ebenfalls keiner Sittenzensur unterzogen war. Diese Belege des slowenischen und kleinrussischen Volkslied-Repertoires stellte Dobrovský František Ladislav Čelakovský zur Verfügung, der daraus für seine Sammlung Slovanské národní písně (in tschechischen Übersetzungen) aus den Jahren 1822, 1825 und 1827 acht slowenische und neun kleinrussische Lieder übernahm. Dobrovský im Unterschied zu den vorromantischen und romantischen Folkloristen trat an die Folklore als echter Aufklärer ohne Skrupel heran, ohne die Bemühung, dieses Schaffen auf eine für di
Journal: Studia Moravica. Acta Universitatis Palackianae Olomucensis Facultas Philosophica - Moravica
- Issue Year: 2004
- Issue No: 1
- Page Range: 337-344
- Page Count: 8
- Language: Czech