Die staatsrechtlichen Ansichten von Lajos Thallóczy
Die Studie untersucht das Werk mit dem Titel „Das Verhältnis Ungarns zu Österreich“ von Lajos Thallóczy. Die Abhandlung präsentiert das Buch als ein Produkt und zugleich eine Quelle der staatsrechtlichen Ansichten und der gemeinsamen Identität der in den gemeinsamen Ministerien dienenden ungarischen Bürokraten-Elite. Einerseits schildert es die Staatsansicht dieser bürokratischen Elite, zu der auch Thallóczy gehörte, andererseits dient es der Gestaltung der Monarchieauffassung und der ungarischen Identität der zukünftigen Generationen, die nach den 1890er Jahren den Staatsdienst antreten. Der zentrale Gedanke des Buchs ist, dass die Grundlage der Gemeinschaft der im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder sowie der Länder der ungarischen Krone die Pragmatische Sanktion sei. Dies ist in der Notwendigkeit der gemeinsamen Verteidigung begründet, aber die gemeinsamen Angelegenheiten schaffen noch keine Reichsgemeinschaft, also kein über den beiden Staaten stehendes gemeinsames Reich. In der Auffassung Thallóczys steht an der Spitze der gemeinsamen Verwaltung der Monarch, d. h. der Kaiser von Österreich und zugleich König von Ungarn. Laut dieser Interpretation kommt dem Herrscher eine besondere Rolle zu: durch seine Person wird die Zugehörigkeit zum Habsburgerreich möglich, ohne dass eine über beide Länder stehende Gesamtmonarchie anerkannt werden müsse.
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