Kehrt die soziale Frage wieder?
Über die Entwicklung von Ungleichheit und Ausgrenzung im Postsozialismus
Der Übergang zu Demokratie und Marktwirtschaft im postsozialistischen Osteuropa zielte nicht auf eine »natürliche« oder »bedürfnisorientierte« Entwicklung der Wirtschaft ab, sondern war vor allem eine bewusst gelenkte Transformation des politischen und wirtschaftlichen Systems, begleitet von neoliberaler Ideologie, antistaatlichen Haltungen und vorgeblich wertfreien Diskursen. Unmittelbar nach der Wende favorisierte die (vorwiegend männliche) Elite der postsozialistischen Länder Freiheit gegenüber Gleichheit.' Das ist einer der Gründe, weshalb ich der Auffassung bin, dass wirtschaftliche und soziale Ungleichheit aus dem Handeln maßgeblicher Politiker und Vordenker resultierte und zu einer diskursiven Abwertung von Gleichheit überhaupt führte. Wirtschaftliche und soziale Ungleichheit waren letztlich die Folge eines Handelns, das sich an einer spezifischen Ideologie von freiheitlicher Demokratie und marktwirtschaftlicher »Differenzierung« orientierte.
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