Author(s): Ivan Zvonar / Language(s): Croatian
Issue: 34/2023
Es ist interessant, dass man aus den Apokryphen mehr über die rätselhaftes-te biblische Figur, Maria Magdalena, erfährt als aus der Bibel selbst. Die biblische Geschichte beginnt mit der ersten Begegnung Maria Magdalenas mit Jesus (der sieben böse Geister aus ihr austrieb) mit Szenen, in denen ihm teure Salbe auf den Kopf gegossen und seine Füße gewaschen werden. Danach wurde Maria Magdalena die treueste Gefährtin Jesu, seine begabtes te Jüngerin, die Person, die der Kreuzigung beiwohnte, und hatte das Glück, dass ihr Jesus nah der Auferstehung zum ersten Mal erschien. In Verbindung mit Jesus erlangte sie die Fähigkeit, selbst zu predigen und zu lehren, und erhielt daher den Namen “Apostelin der Apostel“. Ihre Herkunft und ihr Leben bis zur Begegnung mit Christus und auch nach seiner Auferstehung wurden in den von Jacobus de Vereigne gesammelten apokryphen Evangelien beschrieben und in seiner später oft gedruckten Werkes (erstmals 1473 in Lyon) Legenda aurea (Die goldene Legende) niedergeschrieben. Aus diesem Werk erfährt man, dass Marias Vater Syrus, ein Jude, war, dass sie ein en Bruder Lazarus und eine Schwester Martha hatte und dass sie Magdalena nach der Stadt Magdala genannt wurde, die sie nach dem Tod ihres Vaters geerbt hatte. Sie verlor Ihre Eltern schon früh und führte daher in ihrer Jugend ein aussch weifendes Leben, weshalb sie als “öffentliche Sünderin“ bezeichnet wurde. Sie hat öffentlich gesündigt und öffentlich bereut. Nach der Auferstehung Jesu predigte sie eine Zeit lang als Apostelin, dann wurde Sie zusammen mit ihrem Bruder Lazarus und ihrer Schwester Martha gezwungen, in ein Boot ohne Ruder zu steigen, das auf wundersame Weise nach Marseille segelte. Dort zog sie sich nach einer kurzen apostolischen Tätigkeit in eine Höhle zurück, wo sie dreißig Jahre lang als Asket lebte und auf alle körperlichen Freuden verzichtete. Über Jahrhunderte hinweg inspirierte di Persönlichkeit Maria Magdalenas Wis senschaftler und Künstler, die sich regelmäßig auf ihre Weiblichkeit kon zentrierten und sie aus zwei äußerst gegensätzlichen Blickwinkeln darstellten, als Hure oder als Heilige. In der kroatischen Literatur taucht Maria Magdalena erstmals in den Gedichten von Nikola Nalješković, Ivan Bunić Vučić und Ignjat Đurđević auf. Und obwohl über diese Werke in allen Schulbüchern reichlich geschrieben wird, das kroatische Literaturpublikum weiß noch nicht, dass es auch ein sehr erfolgreiches Gedicht Das Lied über Maria Magdalena gibt, das 1632 in Nedelišće in Murinsel auf der kajkavi-schen Sprache geschrieben wurde. Es ist zweiteilig angelegt und umfasst einhundert drei Strophen. Das Kroatische Literaturpublikum weiß auch nicht, dass es eine parallele un garische Version derselben poetischen Geschichte gibt. Bei beiden Tex-ten handelt sich höchstwahrscheinlich um eine freie Wiedergabe einer deut-schen Vorlage. Der kajkavische Übersetzer blieb, leider, unbekannt. Es ist jedoch bekannt, das die Ungarische Version im selben Jahr von János Bodo Szentmartoni, dem produktivsten ungarischen Dichter des 17. Jahrhunderts, in Kolozsvar (Klausenburg, Rumänien) verfasst wurde. Seine Übersetzung wurde erstmals 1683 in Levoča (Löcse) auch in gedruckter Form veröffentlicht und erlebte später zahlreiche gedruckte Ausgaben. Auf kroatischer Seite handelt es sich hier um die erste systematische Präsenta tion dieses außergewöhnlichen Werkes und erstmals wird ein transkribierter Nach druck des gesamten Manuskripts vorgelegt. Auf kroatischer Seite handelt es sich hier um die erste systematische Präsenta tion dieses außergewöhnlichen Werkes und erstmals wird ein transkribierter Nach druck des gesamten Manuskripts vorgelegt.
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