Politik der Differenz
Nach guter Professorensitte beginne ich mit einigen Klarstellungen. Es ist nicht die Toleranz der Zivilgesellschaft oder des Staates gegenüber dem einzelnen Sonderling oder Abweichler, die in diesem Text im Zentrum steht. Von ihr wird erst ganz am Schluß die Rede sein. Individualrechte mögen zwar zu den Grundvoraussetzungen jeder Toleranz gehören, hier jedoch interessieren mich diese Rechte vor allem dann, wenn sie von freiwilligen Vereinigungen, Religionsgemeinschaften oder bei kulturellen Betätigungen gemeinschaftlich ausgeübt oder von Gruppen im Namen ihrer Mitglieder reklamiert werden. Das in seiner Differenz einzigartige und aus dem Rahmen fallende Einzelindividuum zu tolerieren, fällt nicht allzu schwer. Zugleich sind die soziale Ablehnung von Exzentrikern und der Widerstand gegen individuelle Abweichung vielleicht nicht sonderlich vergnüglich, aber auch nicht besonders gefährlich. Weitaus höher ist der Einsatz dort, wo es um exzentrische und andersdenkende Gruppen geht.
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